Sonja Sekula 1918-1963
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Sonja Sekula - Skizze zu Rilke, 1955
Tusche auf Papier
21 x 28 cm
Bildbeschreibung
Das Blatt ist Teil eines Skizzen- oder Notizblockes. Dies bezeugt die Perforierung am oberen Rand und das Format. Auf dem Blatt wurden mittels feiner Tusche flink einige Skizzen gestaltet. Schwungvoll reihen sich ein Stilleben mit Karaffe und einem einfachen Essteller an eine Ansicht von Gebäuden, Brücken und einem baumähnlichem Gebilde. Allesamt flüchtig gezeichnet. Signiert wurde unten rechts ausschliesslich mit den Initialen und VIII.55.
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Inspiration war eine Sammlung von Sonetten von Rainer Maria Rilke (1875-1926), von welchen eine Passage am oberen Rand niedergeschrieben wurde. Es ist ein Auszug aus dem 2. Teil der „Sonette für Orpheus“ (11. Sonett). Ist wohl dieser Torbogen als Eingang zur Unterwelt und die Esswaren ein Zeichen für die Wegzehrung gedacht?
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Um die Entstehungszeit erhielt die Schrift respektive Wörter immer mehr Gewicht in ihren Werken. Sie stellte sich sogar die Frage, ob sie eher Malerin oder Dichterin sei. Über den Jahreswechsel 54/55 war sie in einer New Yorker Klinik zur Behandlung und wurde erst im März 1955 entlassen. Im selben Jahr zog die Familie zurück in die Schweiz und verbrachte den Sommer im Engadin. War es für Sonja selbst eine Reise weg von ihrer Lieblingsstadt ohne sich umschauen zu dürfen? Der Textauszug lässt aber im Nachhinein noch Zuversicht bezüglich der Zukunft vermuten: „Rein ist im heiteren Geiste, was an uns selber geschieht“.
Jörg Stotz, April 2024